Strongman-Auftakt in die neue Saison mit zwei tollen Wettkämpfen in Hannover

Jerome Boitelle sowie Leentje Rinne und Joline Stahl triumphieren beim Beginner-Cup
Spannung pur und knappe Siege für Belgierin und Dänen beim offenen Cup im März
Wie schon im vergangenen Jahr fand der Auftakt in die Strongman-Saison wieder in Hannover statt. Und in diesem Jahr gleich mit zwei Wettkämpfen. Anett von der Weppen mit ihrem Team von Body Power und CFH CrossFit Hangover veranstalteten am 22. Februar den nunmehr schon vierten Einsteiger-Cup für Strongwoman und Strongman und am 14. März erstmals einen offenen Cup für Frauen -70kg und Männer -95kg. Beide Wettkämpfe waren super organisiert und konnten mit jeder Menge Spannung und tollen Leistungen aufwarten.

Beim Einsteiger-Cup der Frauen waren 6 Athletinnen am Start. Und von Anfang lief es an auf einen Zweikampf zwischen Leentje Rinne vom heimischen Crossfit Hangover und Joline Stahl hinaus. Bei der ersten Disziplin, dem Koffer tragen mit 50 Kilo über 45 Meter, hatte ganz knapp Joline die Nase vorn. Sie benötigte insgesamt 23,28 sec. und verwies damit Leentje (23,42 sec.) hauchdünn auf den zweiten Platz. Auf Platz 3 kam Mai-Lin Senf mit einer Zeit von 26,45 sec. Nun stand die Achse auf Wiederholungen, wählbar zwischen 31kg und 46kg, auf dem Programm. Erneut machte Joline Stahl das Rennen. Sie schaffte 15 Wiederholungen mit der schweren Achse. Dicht dahinter folgte Brita Fritsch mit 14 Wdh. und Leentje schaffte als leichteste Athletin starke 12 Wiederholungen. Dritte Disziplin war das Autokreuzheben auf Maximalgewicht mit anschließenden Wiederholungen damit (Zeitlimit 60 sec.). Die Mädels starteten bei 100kg, dann wurde 4mal um 10 Kilogramm erhöht, anschließend noch 2mal um 5 Kilo gesteigert, bis das Gewicht von 150 kg erreicht war. Mit diesem Endgewicht schaffte Leentje insgesamt noch 10 Wiederholungen innerhalb des Zeitlimits. Brita kam auf 9 Wdh. mit 150 kg und Joline erreichte 5 Wdh. mit dem Maximalgewicht. Mit einem Punkt Vorsprung ging Joline Stahl in das abschließende Loading. Es galt 2 Fässer (40 + 50kg) 6,50 Meter zu tragen und auf ein 120 cm hohes Podest zu laden. Anschließend musste noch eine 50 kg Kugel, die davor lag, auf das Podest gelegt werden. Die schnellste Zeit erzielte dabei mit 18,98 Sekunden Leentje Rinne. Joline hatte die 3 Gegenstände nach 19,9 sec. geladen. Das war die zweitschnellste Zeit beim Loading. Damit waren die beiden Athletinnen mit je 7 Punkten punktgleich. Laut GFSA-Regularien entscheidet bei Punktgleichheit das bessere Disziplinen-Ergebnis. Aber auch hier waren die beiden Mädels komplett gleich (2mal 1., 1mal 2. + 1mal 3.). Und so gab es zwei Siegerinnen beim 4. Beginner-Cup in Hannover. Trotzdem kann jede von den beiden Starterinnen einen Sieg für sich verbuchen. Leentje siegte in der Klasse -75kg und Joline in der Klasse +75kg. Auf dem dritten Rang in der Gesamtwertung, platzierte sich Brita Fritsch, die zum Schluss mit 20,59 sec. noch mal ein tolles Loading hinlegte. Den 4. Platz belegte Mai-Lin Senf vor Madleine Rösner und Marie-Theres Junge.

Bei den Männern kämpften 27 Athleten um den Titel beim 4. Einsteiger-Cup in Hannover. Dabei waren Sportler vom Crossfit, vom Kraftdreikampf, vom Bodybuilding und aus den Highland Games dabei sowie auch Athleten ohne jegliche Wettkampferfahrung. Es war ein äußerst spannender Wettkampf, der am Schluss Jerome Boitelle von Crossfit Kassel als Sieger sah. Gleich bei der ersten Disziplin (Koffer 90kg, 45m) setzte er sich in Führung mit einer Zeit von 22,22 Sekunden. Diese Zeit entlockte dem Moderator Andy Hordan den lustigen Spruch: „eine Runde für alle“. Jerome gab die Führung nicht mehr ab. Seinem Sieg beim Koffer tragen folgten ein 2. Platz bei der 75kg schweren Achse auf Wiederholungen (13 Wdh.), ein dritter Platz beim Autokreuzheben (gesteigert in sieben Schritten von 220kg auf 300kg und dann 10 Wdh. mit dem Endgewicht) und noch mal ein zweiter Platz beim Loading. Damit stand sein Gesamtsieg fest. Den zweiten Platz in der Gesamtwertung und den Sieg in der Klasse -105kg holte sich der Berliner Bodybuilder Dorian Berger. Wenn er zu Beginn nicht „nur“ den 8. Platz beim Koffer tragen belegt hätte, wäre sicher noch mehr für ihn drin gewesen. Im weiteren Wettkampfverlauf teilte er sich Platz 2 bei der Achse mit Gesamtsieger Jerome Boitelle und entschied das Auto-Kreuzheben mit 12 Wiederholungen mit 300kg für sich. Und bei der Abschlussdisziplin hatte er die drei Fässer (50kg, 70kg, 100kg 6,50m) und die 100kg schwere Kugel in der schnellsten Zeit auf das 120cm hohe Podest geladen. Mit 20,53 sec. holte er sich souverän den Sieg in dieser Disziplin. Da zeigte sich die gute Vorbereitung durch Chris Thiede. Den dritten Platz in der Gesamtwertung belegte Vitalij Quast, der nach einem 2. Platz beim Koffer tragen, Platz 4 bei der Achse und Rang 3 beim Auto-KH vor dem Loading auch noch Siegchancen hatte. Auf Platz vier in der Gesamtwertung kam Matthias Peters ein, der beim Koffer tragen mit der drittbesten Zeit seine beste Einzelplatzierung erreichte. Der 5. Platz in Hannover ging an Lars Stöwesandt aus Stendal. Er entschied die Achse für sich mit 14 Wiederholungen und wurde Dritter beim Auto-KH. Leider büßte er in den Laufdisziplinen (Koffer tragen, Loading) zu viele Punkte ein, ansonsten wäre er noch weiter vorn platziert gewesen. In der Klasse -105kg belegte Lars den zweiten Platz. Dominik Lotzow machte ebenfalls einen starken Wettkampf und belegte am Ende den sechsten Rang. Auf Platz 7 folgte der Highlander André Bonne, der sich auch im Strongmansport super präsentierte. Er wurde Dritter in der Klasse -105kg. Die Top Ten in der Gesamtwertung vervollständigten Max Schneider, Reiner Heinrich und Thomas Bayer. Nun hoffen wir einige Athleten vom Beginner-Cup auf den Deutschlandcups in dieser Saison zu sehen. Das Potential dazu ist auf alle Fälle vorhanden.

Drei Wochen später beim internationalen offenen Cup waren 7 Frauen und 13 Männer am Start. Und der Wettkampfausgang war sowohl bei den Strongwomen als auch bei den Strongmen denkbar knapp. Am Ende entschied bei Punktgleichheit jeweils nur eine mehr gewonnene Disziplin über den ersten und zweiten Platz. Aber der Reihe nach.

Der Wettkampf bei den Mädels begann mit dem Baumstamm stemmen auf Maximalgewicht. Franziska Mettner und Julie Baegaard(Dänemark) schafften jeweils 60kg und teilten sich den Disziplinensieg. Auf den Plätzen folgten Rachinikul Tawapee (Belgien) mit 55kg und Camilla Pedersen (Dänemark) mit 50kg. Das Yoke tragen mit 140kg über 20m sah die Belgierin mit 10,81 sec als Siegerin. Sie lief im Duell mit Camilla Pedersen. Die Dänin musste das Yoke 1mal kurz abstellen. Das kostete ihr den Sieg beim Yoke. Sie belegte dennoch mit 12,61 sec den 2. Platz. Ina Hofrichter kam mit einer Zeit von 13,33 sec auf den 3. Rang. Platz 4 belegte die Dänin Julie. Diese vier Athletinnen sollten dann auch die nächsten beiden Disziplinen unter sich ausmachen. Beim Conan Circle mit 200kg trumpfte Ina Hofrichter auf. Sie schaffte 4 Runden und 50 Grad. Das bedeutete Platz eins in dieser Disziplin. Platz 2 ging an Julie (4 Rdn. 5 Grad), Camilla wurde Dritte (3 Rdn. 65 Grad) und Rachinikul belegte Platz 4 (3 Rdn. 5 Grad). Und so hatten alle vier Strongwomen vor der letzten Disziplin, dem Loading, noch Chancen auf den Tagessieg. Das Loading verlangte den Mädels noch mal alles ab. Besonders die Höhe des Podestes war mit 120 cm eine Herausforderung. Darauf mussten zwei Fässer (40kg, 50kg 6m) und zwei Kugeln (50kg, 70kg) geladen werden. Nur insgesamt zwei Athletinnen konnten alle 4 Objekte aufladen. Die Belgierin Rachinikul benötigte dafür 54,81 sec und Ina Hofrichter 80,5 Sekunden. Auf Platz drei folgte Julie, die 3 Objekte in 44,1 sec. schaffte. Camilla hatte nach 55,6 sec. zwei Fässer und die 50kg Kugel geladen, das war gleichbedeutend mit Platz vier in der Abschlussdisziplin. Und so waren am Ende Rachinikul und Julie mit je 10 Punkten punktgleich. Allerdings hatte die Belgierin zwei Disziplinen für sich entscheiden können und die Dänin nur eine. Damit hatte Rachinikul Tawapee das bessere Ende für sich. Sie wurde Gesamtsiegerin und Julie Baegaard belegte Platz zwei. Mit 11 Punkten, nur einen Punkt dahinter, platzierte sich Ina Hofrichter auf Rang drei. Ina hatte einen Punkt Vorsprung auf Camilla Pedersen, die in der Gesamtwertung den 4. Platz erreichte. Die Dänin haderte mit ihrem Patzer beim Yoke race, der ihr einen Podestplatz kostete. Die zweite Deutsche Franziska Mettner landete auf dem 5. Platz. Ihr merkte man das fehlende Disziplinentraining an. Dadurch verkaufte sie sich etwas unter Wert. Platz sechs ging an Marlene Jensen (Dänemark) und Channe Hviid (Dänemark) belegte den 7. Platz. Die Mädels hatten trotz sportlichen Ehrgeizes viel Spaß und feuerten sich super untereinander an.

Bei den Männern kam es zu dem erwarteten Zweikampf zwischen Chris Thiede und dem Dritten der WM in der Klasse -90kg, dem Dänen Brain Moller Larsen. Bei der ersten Disziplin, dem Baumstamm maxima,l hatte der Däne die Nase vorn. Locker und leicht bewältigte er 125 kg. Chris belegte mit 120 kg Platz zwei. Dahinter folgten mit je 110 kg Russell Parott (England), Szymon Peplinski (Polen) und Johan de Pauw (Belgien). Beim Yoke mit 270 kg trumpfte Chris auf. Nach 10,72 sec. war er im Ziel. Das bedeutete Platz 1 in dieser Disziplin. Platz zwei ging an Russell Parott (12,22s) und nur ganz knapp dahinter belegte der Belgier Bert Thoonen (12,25s) den dritten Platz. Der WM-Dritte kam hier über Rang vier nicht hinaus. Damit ging Chris in Führung. Mit dem Conan Circle, einer Lieblingsdisziplin vom Berliner Strongman, hatte Chris die Chance seine Führung auszubauen. Aber 4 Runden 135 Grad langten „nur“ für Platz drei in dieser Disziplin. Der Däne Brain schaffte 5 Runden 20 Grad. Das brachte ihm Rang zwei ein. Der Sieg ging hier an den Dänen Christian Rasmussen. Er stellte das Gewicht nach 5 Runden 135 Grad ab. Und so ging Chris mit einem Punkt Vorsprung ins abschließende Loading. Es galt zwei Fässer (70 kg, 100 kg 6m) und zwei Kugeln (110 kg, 125 kg) aufzuladen. Chris Thiede legte mit 24,91 sec eine super Zeit vor. Das war lange die Bestzeit und es gelang keinem Athleten die Zeit zu knacken. Christian Rasmussen mit 25,62 sec und Bert Thoonen mit 29,24 sec. erreichten ebenfalls starke Zeiten, platzierten sich aber hinter dem Berliner. Als letzter Athlet beim Loading war Brain an der Reihe. Trotz eines kleinen Patzers hatte er alle 4 Gegenstände in einer Zeit von 20,59 sec. auf das 120 cm hohe Podest geladen. Das bedeutete Bestzeit und den Disziplinensieg. Und das hieß auch, dass der Däne nach Punkten zu Chris aufgeschlossen hatte. Und, weil der Athlet aus Dänemark zwei Disziplinen gewonnen hatte, ging der Tagessieg an Brain Möller Larsen. Chris musste sich denkbar knapp geschlagen geben und wurde insgesamt Zweiter. Den dritten Platz erkämpfte sich der Däne Christian Rasmussen. Platz vier belegte der Engländer Russell Parott. Er war punktgleich mit Bert Thoonen aus Belgien, hatte aber mit dem 2. Rang beim Yoke eine bessere Einzelplatzierung vorzuweisen. Und so kam Bert auf dem 5. Rang ein. Einen starken Wettkampf machte auch Szymon Peplinski, der dafür mit Platz 6 insgesamt belohnt wurde. Die Plätze 8 und 9 belegten mit Magnus Lenskjold und Lasse Walther Nielsen zwei weitere Athleten aus Dänemark. Claas Kruse landete auf dem 9. Platz und der 10. Rang ging an den erst 17-jährigen Christoph Splisteser. Die übrigen Platzierungen lauten Philipp Ketzer (11.), Johan de Pauw (12.) und Neuling Djabarou Niederheide (13.). Auch bei den Strongmen herrschte eine super Stimmung während des ganzen Wettkampfes und besonders die dänischen Mädels feuerten sowohl ihre Landsleute als auch die anderen Athleten lautstark an. Alle freuen sich schon auf eine Fortsetzung im Herbst dieses Jahres.

Text:
René Marticke